Der Körper als Projekt: Von der Selbstoptimierung zur Selbstannahme
- ulrikecarstens
- 18. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Mai
Wir leben in einer Welt, die von Selbstoptimierung geprägt ist. In den sozialen Medien sehen wir perfekt inszenierte Körper, scheinbar mühelose Produktivität und Menschen, die scheinbar alles im Griff haben – sich selbst, ihren Körper, ihre Gefühle. Doch hinter dieser glänzenden Fassade liegt oft ein ganz anderes Gefühl: das Nicht-genug-Sein.
Der Körper als Projekt
Viele Menschen erleben ihren Körper heute weniger als lebendigen Ausdruck ihrer selbst, sondern als Projekt. Etwas, das verbessert, gestrafft, geformt werden muss. Der Körper wird so zur äußeren Manifestation eines inneren Leistungsanspruchs. Und dieser Anspruch ist oft gnadenlos.
Dabei beginnt Selbstoptimierung häufig als scheinbar gesunde Motivation: "Ich möchte fitter sein." "Ich will mich wohler fühlen." Doch allzu schnell kippt sie in Selbstkritik. Das Streben nach dem besseren Ich kann dann zur Flucht vor dem jetzigen Ich werden.
Was macht das mit uns?
In meiner körperpsychotherapeutischen Arbeit sehe ich immer wieder, wie tief der Druck zur Optimierung wirkt. Viele Klient:innen kommen mit dem Gefühl, irgendwie falsch zu sein – zu viel, zu wenig, zu empfindlich, zu laut, zu weich. Diese Gefühle sind nicht individuell „selbst gemacht“, sie sind Teil eines kulturellen Klimas, in dem nur zählt, was sichtbar und kontrollierbar ist.
Doch unser Erleben, unser Fühlen, unser inneres Erleben – das ist nicht kontrollierbar. Es will nicht optimiert, sondern verstanden werden.
Der Weg zurück zur Selbstannahme
Selbstannahme beginnt dort, wo wir aufhören, uns ständig verbessern zu müssen. Wo wir beginnen zu lauschen, wie es uns wirklich geht. Wo wir uns dem zuwenden, was gerade ist – auch wenn es nicht perfekt ist. Gerade dann.
In der Körperpsychotherapie und in der NARM-Therapie arbeiten wir nicht daran, dich „besser“ zu machen. Sondern daran, dich wieder mit dir selbst in Kontakt zu bringen. Mit dem, was du fühlst. Mit dem, was dich bewegt. Und mit dem, was du brauchst.
Einladung zur inneren Weite
Selbstoptimierung macht eng. Sie macht uns zu Manager:innen unseres Körpers. Selbstannahme macht weit. Sie bringt uns in Verbindung – mit dem Körper, mit unserem Inneren, mit anderen.
Und manchmal beginnt sie mit einer ganz einfachen Frage:
„Was ist gerade da – wenn ich nichts verändern muss?“
Titelbild von Aleah Chapin
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